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Unterwegs mit Klaus

Unterwegs mit Klaus (1)
Unter dem Titel „Raus mit Klaus“ berichtete die „Wuppertaler Rundschau am Samstag“ im Juli und August 2010 über Exkursionen mit dem Fahrrad, Auto, laufend und wandernd. Nachfolgend lesen Sie die vollständige Reihe mit ergänzenden Inhalten.


Entspannte Urlaubsstunden auf den Fahrrad

Glück Auf für die Kohlenbahntrasse
Radfahren im Bergischen Land? Das war noch vor einigen Jahren eine Herausforderung für sportlich Ambitionierte mit guter Oberschenkelmuskulatur. Allgemeines Radeln blieb dem Flachland, von den Niederlanden über das Münsterland bis zum Niederrhein vorbehalten. Daran konnten zunächst auch Radwege entlang der Bundesstraße 7 nichts ändern, die sowieso oft von Fußgängern fehl genutzt wurden. Eine Entwicklung hin zum Rad brachte die Landesinitiative mit einem Radverkehrsnetz, bei dem in Wuppertal 67 Kilometer mit 330 Wegweisern ausgeschildert wurden. Und der Radweg vom Rauental nach Beyenburg, zuletzt auch die Sambatrasse. Nach der Einweihung des ersten Zwei-Kilometer-Abschnittes der Nordbahntrasse, eigentlich Werner-Jackstädt-Weg heißend, warten viele Radfahrer auf eine durchgehende Ost-West-Verbindung, die Anschlüsse an die Rhein- und Ruhrnetze hat.
In froher Erwartung auf den kombinierten Wander-, Inliner- und Radweg durch den Wuppertaler Norden habe ich mich auf meinen Drahtesel gesetzt und auf der Kohlenbahn geschnuppert. Das Gefühl dürfte zwischen Schee und Hattingen nicht anders sein, als zwischen Nächstebreck und Vohwinkel. Es ist sogar zu erwarten, dass das gleiche radelnde Volk unterwegs ist. Vor dem Start ist das Verhältnis zwischen Radfahrer und seinem rollenden Untersatz zu klären. Ich bin Gelegenheitsradler, der sich aus gesundheitlichen Gründen auf den Weg macht und sich noch erst in Form bringen muss. Mein Allerweltsrad und ich müssen erst noch zueinander finden. Freunde sind wir noch nicht geworden! Dazu fehlen mir Kraft, gutes Gleichgewicht und innere Ruhe. Aber das kommt sicher mit den geradelten Kilometern.
Aus Wuppertal zum Start kommend, suche ich für ein paar Urlaubsstunden in Schee einen Parkplatz für mein Auto. Haltverbotsschilder gibt es genug. Der alte Bahnhof ist privatisiert und fällt aus. Der Straßenrand ist keine Touristen-freundliche Alternative. Alle wichtigen Sachen, wie Getränke, verstaut, rolle ich los. Hinter mir die zugewachsene ehemalige Eisenbahntrasse zum Schee-Tunnel. Dieses Dornröschen-Stück muss noch erst wach geküsst werden, damit die Verbindung von Bracken nach Schee funktioniert. Auf der früheren Kohlenbahnstrecke (1884-1984)  rolle ich langsam und stetig bergab. Für Anfänger ist das gleich bleibende Gefälle auch bei der späteren Rückkehr gut leistbar. Schöne Landeinschnitte wechseln sich mit kurzen und langen Brücken ab. Die niederbergische Landschaft ist in diesem Sommerhalbjahr phantastisch anzusehen und kann sogar Urlaubern empfohlen werden. Doch eigentlich sollen die Augen auf die Fahrbahn und den Verkehr gerichtet sein. Man ist zwar manches Mal einige Minuten lang allein unterwegs und kann Naturgeräuschen lauschen, doch binnen Sekunden teilen sich verschiedene Nutzer die rund drei Meter breite Trasse: Fußgänger, Jogger, (Nordic-) Walker, Familien mit Kindern im Kinder- oder Bollerwagen, Radler mit unterschiedlichem Leistungsvermögen – alles im Gegenverkehr. Ich habe nicht herausgefunden, welche Regeln es im Miteinander gibt oder geben soll. Langsam aber sicher rollt eine Gruppe auf mich zu. Zwei oder gar drei Radfahrer nebeneinander und einige mehr hintereinander, viele davon in Gespräche vertieft. Sie senden kein Signal, dass sie für mich Platz machen und Rücksicht nehmen. Gedanklich suche ich einen Ausweg ins Grüne oder bereite eine Notbremse vor. Irgendwie komme ich unsicher vorbei. Glück gehabt. Später kommt die Gefahr von hinten. Auch das Überholen ist eine Frage des Miteinanders. Eine Klingel kann helfen. Wie aber soll ich sie hören, wenn sie gar nicht betätigt wird oder ich den MP3-Player eingeschaltet habe? So oder so, ein Schutzengel ist bei jeder Radtour nützlich.
Auf dem 1989 angelegten Radweg, den ich „Glück Auf!“ getauft habe, bieten sich in Niedersprockhövel und Hattingen zahlreiche Möglichkeiten, die Landschaft auf sich wirken zu lassen. Das liegen Jahrhunderte alte Höfe und moderne Wohnsiedlungen am Wegesrand. Landwirtschaftliche Betriebe und eine Kornbrennerei laden zum Einkauf ein. Zu den üblichen Geschäftszeiten auch Discounter zur Proviantaufnahme. Einige Einkehrmöglichkeiten bieten sich für Pausen an. In Sprockhövel warten Heimatstube und Park am Malakowturm auf Gäste. Nach rund 14 Kilometern liegt Radfahrern die Altstadt von Hattingen zu Füßen. Hinter der mittelalterlichen Mauer wird viel gefeiert: Kulinarischer Altstadtmarkt, shoppen und schlemmen im Reschop-Carré, und andere Märkte. Vor der Rückfahrt macht eine Stärkung und Erfrischung Sinn. Wer sportlich mit dem Rad unterwegs ist, findet an der Ruhr verschiedene Möglichkeiten, die Fahrt fortzusetzen. Der Ruhrtalweg scheint unendlich lang, verläuft er doch zwischen Sauerland und Duisburg.
Der Regionalverband Ruhr hat seine Tunnel-Herausforderung anscheinend gelöst. Der beleuchtete 195 Meter lange Schulenbergtunnel kurz vor Hattingen wird seit 2008 nachts geschlossen. Im Gitter befinden sich einige Öffnungen, damit Fledermäuse ein- und ausfliegen können. Es geht doch, denke ich. Doch Klaus Lang, Co-Vorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs holt mich in die Wirklichkeit zurück: „In diesem Tunnel gibt es keine Feldermäuse.“ Gut finde ich außerdem die Rettungshinweise. Unterwegs gibt es zahlreiche Standortinformationsschilder mit Zahlen, die man im Notfall unter Rufnummer 112 angeben kann und schnell gefunden wird.
Ich bin einige Stunden nach dem Start wieder zu meinem Auto zurückgekehrt und habe das Rad aufgeladen. Wir haben uns auf eine nächste Tour verabredet. Freundschaft will schließlich gepflegt werden. Auf die Tour über die Nordbahntrasse müssen wir noch warten. Gespannt bin ich, ob und wie das Miteinander der verschiedenen Nutzer im Stadtbereich funktioniert, in dem üblicherweise mehr Menschen gleichzeitig unterwegs sind.
Klaus-Günther Conrads

Informationen im Internet:
www.radverkehrsnetz.nrw.de
www.radroutenplaner.nrw.de
www.fahrradfreundlich.nrw.de
www.adfc.de
www.adfc-wuppertal.de
www.wuppertalbewegung.de
www.sprockhoevel.de
www.hattingen.de
www.ruhrtalweg.de
www.ruhr2010.de
www.bahnen-wuppertal.de/html/hattinger-strecke.html
www.sprockhoevel.de/fileadmin/user_upload/pdf/Archiv/Eisenbahnstrecke_Wichlinghausen-Hattingen1.pdf

Unterwegs  mit Klaus (2)
Auf der Suche nach dem „Samba“
Zu Fuß von Cronenberg nach Sonnborn
Diesmal habe ich die Laufschuhe geschnürt und bin nach Cronenberg gefahren. Vor mir liegt die Sambatrasse der ehemaligen Burgholzbahn mit ihrem sanften Gefälle. Mein Blick geht nach oben. Der Himmel ist mehr weiß als blau. Es wird wohl nicht regnen. Übrigens, wenn über dem Tal die Sonne scheint, kommt das gute Wetter aus dem Westen, aus Cronenberg. Davon ist jedenfalls der überzeugte Cronenberger, Oberbürgermeister Peter Jung, überzeugt, wie er kürzlich beim Bleicherfest in Heckinghausen erzählte. Ich habe die richtige Richtung gewählt und laufe abwärts. Wer Lust auf eine Alternative oder Ergänzung hat, kann natürlich auch den Aufstieg wählen. In jedem Fall handelt es sich um die ehemalige Eisenbahnstrecke (1891-1988) von Steinbeck nach Cronenberg, deren Umbau wir dem Regionale-2006-Förderprogramm verdanken. Vorwiegend als rund 10 Kilometer langer Radweg gebaut, sind natürlich auch Läufer, Wanderer, Walker, Mountainbiker und Rollerfahrer unterwegs. Mir fällt auf: Walker grüßen öfter als Wanderer und Radler, Frauen öfter als Männer. Wieso eigentlich? Sind wir nicht eine große Familie?
Dietrich Gass hat den Bahnhof Cronenberg an der Holzschneiderstraße im Jahr 2000 gekauft, im ehemaligen Empfangsgebäude eine Gaststätte mit Außengastronomie errichtet und weite Bahnflächen mit Lagerhallen bis 2003 für seine Spedition bebaut. Gegenüber von Stahlwille mit dem historischen Fabrikgebäude an der Kuchhauser Straße gibt es entlang der Kastanienallee Parkmöglichkeiten und den Einstieg in die Trasse. Wenig später schwenkt der Weg auf die historische Bahntrasse. Links ein alter Bahnschuppen, rechts eine neue Wohnsiedlung, die auf der früheren „Postwiese“ errichtet wurde und postalisch „Kuchhauser Höhe“ heißt. Bald erreiche ich die Brücke bei Neukuchhausen. Gleich oberhalb die moderne katholische Kirche Heilige Ewalde, rechts am Horizont die Remscheider City mit Rathausturm und  „Waterbölles“, wie die Nachbarn ihren Wasserturm getauft haben. An der Oberkamper Straße steht das Sinnbild für den Namen der Trasse, ein Original des roten Schienenbusses vom Typ „Samba“ (Baureihe 515). Nun begleiten mich über die Strecke blaue Informationstafeln zur Stadtgeschichte. Das ist beispielsweise das hier nahe Knipex-Werk C. Gustav Putsch, von dem die Aufstellung des „Sambas“ gesponsert wurde. Gartenfreunde wissen von der „offenen Gartenpforte“, dass sich wohl versteckt der wunderbare fernöstliche Garten der Familie Giesen befindet. Nach Querung der Hauptstraße erhalte ich Informationen über den letzten Schrankenwärter und frühere Fuhrunternehmen. Am ehemaligen Haltepunkt Cronenfeld gibt es ein Café, Wegweiser zu Wuppertals Partnerstädten, ein historisches Werkzeug und Bänke zum Verweilen. Das traditionsreiche Haus Mees macht nur noch Catering. Im weiteren Verlauf liegt links im Tal die Siedlung Vonkeln, rechts hinter dem Wäldchen Neuenhaus. Eine Trockenmauer fällt langsam auseinander. Im weiteren Verlauf zweigen einige Wanderwege ab, die selten Wegezeichen haben. Ich wüsste gerne, wohin sieg führen und habe einen Wunsch an den Sauerländischen Gebirgsverein, durch Wegzeichen und Wandertafeln für mehr Orientierung zu sorgen. Das Regenrückhaltebecken Wilhelmring und die Regenwasserbehandlungsanlage Kulloch sorgen dafür, dass dem Burgholzbach sauberes Wasser zugeführt wird. Geologische Aufschlüsse an der Trasse sind interessant, lassen mich aber uninformiert vorbei laufen. Schade! Haus Neuenhof lädt zur Einkehr ein. Neben der Müllverbrennungsanlage Korzert habe ich einen schönen Blick auf das im Tal idyllisch gelegene Freibad. Vom alten Haltepunkt Neuenhof gibt es keine Spuren mehr. Stattdessen taucht nebenan die L 418 aus dem Burgholztunnel auf, mit einer von hübschen Blumen bewachsenen Böschung. Wenig später erreiche ich nach Auf- und Abstieg den ehemaligen Bahnhof Küllenhahn, an dem es eine gute Parkmöglichkeit gibt. Das alte Gebäude würde sich für Gastronomie anbieten, doch die schlechte Bausubstanz und die hohen Kosten werden wohl in einen Abriss münden. Der Nöllenhammerweg führt zum Café-Restaurant Schwarz im Herzen Küllenhahns. Die evangelische Kirchengemeinde bietet ihre Dienste an. Der Fahrradclub ADFC hat einen Infokasten aufgehängt, in dem sich interessante Flyer befinden. Linker Hand werden Gärten von der Bahnlandwirtschaft verwaltet. Ob die alten Verbotszeichen ernst gemeint sind? Ich will nirgendwo Gärtner besuchen oder einbrechen.   
Wenig später bekomme ich einen schönen Blick ins Burgholz. Bei den drei Holztürmen kann ich zum nahen Zimmerplatz abzweigen und von der Orientierungstafel das überregionale bedeutende Arboretum mit seinen ungewöhnlichen Bäumen durchstreifen, so auf dem Dr. Wolfgang-Kolbe-Weg. Am Haltepunkt Burgholz muss man einfach eine Rast machen. Waffeln, hausgemachter Kuchen und vieles mehr laden ein, sich draußen oder drinnen hinzusetzen. Die SGV-Wandertafel ist leider kaum noch zu lesen. Vor der Unterquerung des sanierten Viadukts zweigt ein Pfad zur Kaisereiche, die an die Reichsgründung von 1871 erinnert, ab. Eine Tafel informiert über das Lernen im Freien, in der früheren Waldschule Burgholz, in die später ein Kinderheim eingezogen ist.
Auf dem Bahndamm erlebe ich noch Stille, wenn nicht gerade ein Flugzeug seinen Weg zum Düsseldorfer Flughafen sucht oder Radfahrer mit mir auf der Trasse unterwegs sind, höre Vogelgezwitscher und bemerke die reiche Flora am Wegesrand, die mich schon lange begleitet. Unvermittelt taucht die L 418 aus dem Tunnel auf und erzeugt Lärm. An der Brücke Waldesruh/Todtenberg sind drei blaue Informationstafeln beschmiert, wie an anderen Stellen auch. Es ist schade, dass bürgerschaftliches Engagement, dem die Tafeln entstammen, und damit fremdes Eigentum einfach beschädigt wird. Wer kommt dafür auf? Wenige Schritte weiter komme ich auf andere Gedanken. Ein Reh frisst am Wegesrand. Ich bleibe stehen und staune, bis es im nahen Wald verschwunden ist. Ein Holzstapel erinnert an den früheren Haltepunkt Boltenberg. Nebenan steht Haus Waldfrieden.
Bald erreiche ich den Zoo mit den von der Regionale 2006 ermöglichten Neubauten für Löwen und Tiger. Von der schönen Brücke sehe ich keine Tiere, kenne sie aber schon vom letzten Besuch mit Enkelin Celine. Radler leben hier gefährlich, wie ein Hinweis für Tiger signalisiert: Sie dürfen sich auf Essen auf Rädern freuen! Vor mir liegt hinter dem Zoo das nach dem Tierpark benannte „Villenviertel vor den Toren der Stadt“. Die Route 12 des Projektes „Fäden, Farben, Wasser, Dampf – Industriezeitalter im Wuppertal“ geleitet zu interessanten Objekten (Flyer im Infozentrum Döppersberg und Historischen Zentrum). Vom Selmaweg gibt es verschiedene Möglichkeiten: zu Fuß zum S-Bahnhof Zoologischer Garten, an Zoo und Stadion vorbei zur Schwebebahn Zoo-Stadion. Wer mit dem Rad unterwegs, findet auf der Talstraße eine Fortsetzung oder über den Schwarzen Weg in die Elberfelder Südstadt. Oder rund 10 Kilometer zurück nach Cronenberg. In jedem Fall: viel Spaß! 
Klaus-Günther Conrads

 

Informationen im Internet:
www.wuppertal.de
www.wikipedia.org
www.geschichtswerkstatt-wtal.kulturserver.de
www.vrr.de; Sambatrasse Wuppertal
www.bahnen-wuppertal.de/html/cronenberger-strecke.html
www.gps-tour.info/de
www.radverkehrsnetz.nrw.de
www.radroutenplaner.nrw.de
www.fahrradfreundlich.nrw.de
www.adfc-wuppertal.de

Unterwegs mit Klaus (3)
Besuch beim König von Preußen
Radtour von Lichtscheid nach Lennep

Sind Ronsdorfer richtige Bergische und anders als die Menschen „da unten im Tal“? In jedem Fall gibt es schon lange enge kirchliche und politische Beziehungen zwischen der ehemaligen Kreisstadt Lennep, Lüttringhausen und Ronsdorf. Was liegt näher, die „Dörfer“ mit einander zu verbinden? Also, Helm auf und los radeln. Als Start empfehle ich Lichtscheid, wo Busse aus Elberfeld und Barmen und man so den steilen Aufstieg vermeiden kann. Dagegen ist das Auf und Ab auf den kommenden 12 Kilometern leicht zuschaffen.
Von Lichtscheid aus folgen wir nur kurz der Oberbergischen Straße, die bald in die Parkstraße übergeht. Wir lassen die Abstiege Staubenthaler- und Erbschlöer Straße, die in die Ronsdorfer Mulde (Tipp: Geschichtswerkstatt-Route 4: Auf den Spuren der Bandwirker und einer frühindustriellen Stadtgründung) führen, rechts liegen, ebenso die verträumten Ronsdorfer Anlagen. Der Besitzer, Ronsdorfer Verschönerungsverein, wurde fünf Jahre nach dem Barmer Pendant 1869 gegründet. Linker Hand ist von den Kasernengebäuden nichts mehr übrig geblieben. Diese L 419 wird in den nächsten fünf Jahren durch einen vierstreifigen Ausbau ihr Gesicht verändern. Auf dem in die Jahre gekommenen Radweg gelangen wir bald zur Blombachtalbrücke, die die A 1 und die Eisenbahnstrecke Oberbarmen-Remscheid überquert. Das zu Wuppertal gehörende Straßendorf Linde, jenseits der A 1, aber nicht zu sehen, befindet sich die Remscheider Linde. Vorbei am Gewerbegebiet Großhülsberg erreichen wir bald Lüttringhausen. Unterwegs habe ich mit Klaus Lang, einem der beiden Vorsitzenden des ADFC, der Interessenvertretung von Radfahrern, telefoniert, weil mir aufgefallen, dass so mancher Bordstein an Verkehrsinseln noch nicht ausreichend abgesenkt ist. Dieses Anliegen des ADFC ist den Kommunen zwar bekannt, aber finanziell nur langfristig zu erfüllen. Tipp von Klaus Lang: „Aber wie bei allen Themen sind wir im Einzelfall auf Radfahrer angewiesen, die uns solche Stellen melden oder direkt an die Verwaltung herantreten. Nur so können wir bei Verwaltung, Stadtwerken, Bauunternehmen etc. für einen höheren Stellenwert dieser Gefahrenpunkte werben und Veränderungen herbeiführen.“
Gleiches gilt für Kanaldeckel, die für Radfahrer mit Sportreifen schnell zur Gesundheitsgefährdung werden können. Klaus Lang: „In Remscheid und Wuppertal (vorher diagonal) liegen die meisten Deckel mittlerweile quer zur Fahrbahn, aber es gibt leider immer noch Ausnahmen, wie  auf der Bahnstraße in Vohwinkel. Leider kann man die meisten Deckel nicht einfach kurz drehen und fertig, sondern sie müssen im Laufe der Jahre ausgetauscht werden. Das ist eine teure Angelegenheit, aber im Laufe der nächsten Jahre wird sich das Problem  hoffentlich in allen Bergischen Städten lösen. Das Problem ist entschärft weil in den letzten fünf Jahren die Fahrradbereifung stärker auf deutlich breitere Reifenformate gegangen ist. Hatte man früher noch häufig 28–32 Millimeter Breite, sind heute 37-50 Millimeter Standard. Dann kann man nicht mehr in den Deckeln hängen bleiben.
In Lüttringhausen bietet sich eine Möglichkeit, in den „Müngstener“, die Regiobahn 47, einzusteigen. An der Kreuzung Am Eisernstein führt die Gertenbachstraße geradeaus in das idyllische Dörfchen Lüttringhausen. Ist durchaus einen Abstecher wert. Doch: es geht stetig bergab, als irgendwann auch wieder bergauf.
Die Barmer Straße und spätere Lindenallee verläuft halblinks. Ein Radweg fehlt teilweise. Auf der Straße macht man mit unvorsichtigen Autofahrern unliebsame Erfahrungen – wie überall. Nach einem Anstieg steht links das Hotel Fischer und rechts des Weges das älteste Denkmal des Bergischen Landes, das an den ersten Reformatoren im Bergische Land, Adolf Clarenbach, erinnert. Der Wuppertaler Klaus Goebel hat aktiv an der Sanierung mitgewirkt. Bei der Querung der A 1 und der Regiobahn ist links an der Straße ein schöner Bonsaipark. Wenige Meter später biegen wir rechts ab, Richtung Lennep. Hinter dem „Wuppertaler Hof“ zweigt es eine Straße ins Diepmannsbachtal, in dem der Sauerländische Gebirgsverein ein Vereinsheim betreibt. Öffnungszeiten muss man vorher telefonisch erfragen.
Nach einer rasanten Abfahrt erreichen wir Lennep, schon 1250 eine kreisrunde Stadt mit Mauer, Wall und Graben und seit 1929 Außenposten von Remscheid. Die Innenstadt um die Kirche herum zählt zu den schönsten im Bergischen Land und hat ihren historischen Charakter bewahrt. Doch die Aussichten sind gar nicht rosig: leere Geschäfte künden vom veränderten Lebens- und Kaufverhalten der Menschen. Die Bewahrung der Bausubstanz lohnt sich finanziell nicht, wenn Umsätze die Kosten nicht mehr decken. Am Alten Markt befindet sich das Café-Restaurant „König von Preußen“. Hier und drum herum lässt sich einkehren und draußen das bergische Städtchen genießen.
In Lennep befinden sich das bekannte Deutsche Röntgen-Museum und das wenigere bekannte Tuchmuseum. Mit Hilfe der blauen, aus Wuppertal bekannten Tafeln, findet man historische Spuren und Orte. Kultur bieten das Rotationstheater  und die Klosterkirche. Wer sich noch etwas bewegen will, dem ist das Freizeitbad „H2O“ am Hackenberg empfohlen. Rückfahrten sind auf der gleichen Route, über die Radevormwalder Wupperorte, Beyenburg und durch Remscheid Richtung Wuppertal möglich.
Klaus-Günther Conrads

Informationen im Internet:
www.radverkehrsnetz.nrw.de
www.radroutenplaner.nrw.de
www.fahrradfreundlich.nrw.de
www.adfc-wuppertal.de
www.wuppertal.de
www.geschichtswerkstatt-wtal.kulturserver.de
www.sgv-wuppertal.de
www.remscheid.de
www.roentgen-museum.de
www.bergisches-staedtedreieck.de/tuchmuseum_lennep
www.rotationstheater.de
www.klosterkirche-lennep.de
www.h2o-badeparadies.de

Unterwegs mit Klaus (4)
Auf den Spuren der Barmer Bergbahn
Zu Fuß vom Toelleturm nach Barmen

Auch über 50 Jahre nach ihrer Stilllegung ist die Barmer Bergbahn (1894-1959) unvergessen geblieben. Diese Zahnradbahn steht über Barmen hinaus für ganz Wuppertal als Sinnbild für gegen den Willen der Bevölkerung abgerissene Bauten (Odin, Thalia, Barmer Stadthalle, Planetarium) und stillgelegte Verkehrsmittel, so auch für die Straßenbahn. Die Bergbahn stand für den Barmer Fortschritt. Noch vor der Inbetriebnahme der Schwebebahn war sie die erste zweigleisige elektrische Zahnradbahn der Welt!
Mit dem Bus (Linien 640, 646) fahre ich zur Haltestelle Toelletum. Ganz in der Nähe steht eine von vier Säulen des ehemaligen Barmer Rathauses. Wie beim Pendant am Fuße des Nordparks erinnert kein Schild an diese Vergangenheit. Schade. Ich gehe an der Wettiner Straße entlang. Auf dem Grundstück der heutigen Unternehmerverbände-Büros befand sich bis 1959 die Wagenhalle und Werkstatt der Barmer Bergbahn AG. Dieser Gesellschaft gehörte nicht nur die Zahnradbahn, sondern auch Straßenbahnlinien nach Ronsdorf und Hahnerberg. Die Bahnsteige werden heute vom Parkplatz und der Außengastronomie des Restaurants „Zur alten Bergbahn“ genutzt. In der Gaststätte erinnern viele alte Fotos an die Bergbahn. Auf der anderen Seite der Sachsenstraße befindet sich der „Ankunftsplatz“ der einstigen Straßenbahnlinie 4, der so genannten Forsthausbahn, mit der man von Wichlinghausen und Wupperfeld den Toelleturm erreichte. Einen Aufstieg auf das Barmer Wahrzeichen sollte man an trockenen Sonntagen zwischen 12 und 17 Uhr nicht versäumen. Parallel zum gegenwärtigen Parkplatz suchte die Zahnradbahn den Weg ins Tal. Stelen erinnern ab hier an die Trasse der stets zuverlässigen Schienenverbindung. Außerdem wurden vom Barmer Verschönerungsverein 12 rote Informationstafeln mit Einzelheiten zur 65-jährigen Verkehrs- und Stadtgeschichte aufgestellt.
Nach Querung der Löns-/Wettiner Straße geht es im Wald bergab und ich merke nun, warum ich den Weg ins Tal gewählt habe und nicht die mühsamen Aufstieg. 170 Höhenmeter sind zu überwinden. Der Zahnradantrieb vom Typ Riggenbach war 1894 unverzichtbar. Von der vormaligen Haltestelle „Talblick“, heute Emil-Röhrig-Platz genannt, hat man den schönsten Blick auf Barmen und die Nordhöhen. Wuppertal ist einfach schön! Auf der zur „Regionale 2006“ freigelegten Trasse gelange ich zum Aussichtsplateau, dessen Blick auf Barmen ebenso herrlich ist. Der Hang wurde nach der Stilllegung der Bergbahn aufgeschüttet. Direkt vor mir zeigen die Stelen, wo einst die Zahnradbahn ihre Haltestelle Stadthalle hatte und auf der Louisenstraße (heute: An der Bergbahn) ins Tal rollte. Auch hier haben Landesfördermittel einiges möglich gemacht. Vollkommen neu gestaltet wurde der Kinderspielplatz. Gegenüber ist auf der Fläche des „Königshofes“, einem landwirtschaftlichen Betrieb und späteren Hauses des Verschönerungsvereins-Betriebsleiters, eine Rotunde angelegt worden. Von hier lohnt sich ein kurzer Abstecher zur Adventure-Golfanlage an der Oberen Lichtenplatzer Straße 47. Nebenan, auf der Fläche der heutigen Tennisplätze, befand sich einst die Meierei Fischertal mit einem schönen Schwarzwaldhaus.
Die Bergbahntrasse endet nach dem steilsten Straßenstück in Höhe der Saarbrücker Straße vor den Eisenbahngleisen. Auf einer längst abgerissenen Brücke rollten die Wagen in den vollständig verschwundenen Bergbahnhof an der Clever Straße. Die Bergbahnchronik erwähnt, dass 1893 von der Eisenbahn die neuen Wagen auf das Straßenniveau gehoben wurden und sie mit eigener Kraft zum Toelleturm fahren mussten. Der Abschied von der Bergbahn und anderen Straßenbahnlinien, beispielsweise die Linie vom Barmer Theater nach Heckinghausen, war im Sinne von Stadt und Stadtwerke, damit das Kraftwerk (Eltwerk) ausgebaut werden konnte. Von der einstigen Kampstraße muss der Fußgänger 200 Meter östlich über eine Brücke zu Clef laufen. Durch den Tunnel und über eine Brücke ist schnell die Höhne erreicht. Weiter westlich befindet sich die Schwebebahnstation Alter Markt. Nach gut zwei Kilometern hat mich das Tal wieder. Der Höhenunterschied beträgt runde 170 Meter. Zum 50. Jahrestag der Stilllegung haben Jürgen Eidam und Wolfgang R. Reimann 2009 das informative Buch „Die Barmer Bergbahn 1894-1959“ herausgegeben und den heftigen Bürgerprotesten breiten Raum gegeben. Gleichzeitig formierte sich ein neuer Barmer Bergbahn e.V., der das historische, unvergessene Verkehrsmittel rekonstruieren will.  
Klaus-Günther Conrads

Informationen im Internet:
www.wuppertal.de
www.wikipedia.org
www.werkbahn.de
www.bergbahn-barmen.de
www.bahnen-wuppertal.de/html/zahnradbahn.html

Unterwegs mit Klaus (5)
Spuren der Industrie im idyllischen Wuppertal
Radtour von Oberbarmen zur Wuppertalsperre

Die östliche Verkehrsdrehscheibe der Stadt lohnt sich zum Start einer Radtour entlang der Wupper. Vom Berliner Platz und S-Bahnhof Oberbarmen führen zwei Wege Richtung Beyenburg. Auf  der Rittershauser Brücke muss man sein Rad schieben oder den Weg über Berliner Straße und Rauentaler Bergstraße ins Rauental nehmen. In beiden Fällen macht vorher für an der Industriegeschichte Interessierte die Überlegung Sinn, die Route 3 (500 Jahre Textilgeschichte) der Geschichtswerkstatt „Fäden, Farben, Wasser, Dampf“ von Oberbarmen durch Heckinghausen in die Öhde mit dem Rad zu absolvieren. Den dazu benötigten Flyer gibt es kostenlos im Infozentrum am Döppersberg und im Historischen Zentrum. 
Der direkte Weg führt durch das Rauental, wo in einem alten Fabrikgebäude von Vorwerk in aller Stille ein Hotel entstanden ist und wenige Minuten später rechts die älteste Steinbrücke Wuppertals, die alte Heckinghauser (Zoll-) Brücke nach 1775 den Übergang zwischen Westfalen und Rheinland ermöglichte. Links der Straße befinden sich die Sportanlage (dort stand einst die Wasserburg „Haus Rauental“) und das Kletterzentrum „Wupperwände“, wo man zuschauen und sich erfrischen kann. Nach der Querung von Bockmühle und Badische Straße überspannt eine lange Bogenbrücke von 1890 die Öhder Straße, die „Straße der Arbeit“, einem vom Sauerländischen Gebirgsverein konzipierten 280 Kilometer langen Wanderweg, der viele Orte im Oberbergischen verbindet. Unser heutiger Anteil misst runde 24 Kilometer. Hier fährt die Regiobahn „Der Müngstener“ von Oberbarmen über Ronsdorf nach Remscheid und Solingen. Wir treffen auf die blauen Tafeln der Geschichtswerkstatt. Entlang der einstigen Textilfabriken Wülfing und Bemberg (heute Membrana) kommen wir zu den historischen Bleicherhäusern aus dem 18. Jahrhundert: Öhder Straße 29-31, Lüttringhaus; Öhder Straße 47-51, Toennies/Kikuth, dort zieht demnächst die Langerfelder Bänderei (früher Kafka) ein; Öhder Straße 67, Wandhoff. Dazwischen lädt der Langerfelder Hof zur Einkehr ein.
Unter der Wuppertalbrücke hergefahren, wo sich früher der Haltepunkt Öhde der Eisenbahn Oberbarmen-Rauental-Beyenburg-Radevormwald befand, treffen wir rechts auf Wuppertal berühmtesten Exportschlager, den Kobold-Staubsauger aus dem Haus Vorwerk & Co. Passend heißt die frühere Haltestelle Laaken heute Elektrowerk. Auf der anderen Straßenseite ermöglichen Wasser und Fels im Winter bizarre Eisformationen. Der Autoschrotthändler ist von einem großen Felsmassiv eingerahmt. Ebenfalls auf der Hangseite befindet sich das Mahnmal für das KZ Kemna. Dieses Konzentrationslager befand sich im heutigen Fabrikgebäude rechts von unserem Radweg. Haus Kemna ist heute Hotel und Restaurant. Bei der Kemnabrücke biege ich auf die romantische Waldstrecke nach rechts und überquere die Wupper. Blicke lohnen sich in beide Richtungen. Bergauf muss ich mich anstrengen. Von der gefüllten Kippe, die sich hinter Bäumen verbirgt, ist nichts zu sehen. Auf einem Baumstumpf sitzt ein junges Pärchen und hat anderes im Sinn, als mein schmerzverzerrtes Gesicht zu betrachten. Auf- und Abstiege wechseln sich ab, bis Beyenburg erreicht ist. Der leichtere, schnellere Radweg führt übrigens entlang der Landstraße zur Wupperbrücke und Porta Westfalica. Die Landschaft entschädigt für die Mühen. Direkt bei den Bahngleisen Am Kriegermal gönne ich mir als Belohnung einen Eisbecher. In Beyenburg gibt es den „Beyenburger Geschichtspfad“ und die Route 2 „Fäden, Farben, Wasser, Dampf“. Ein Tipp für jeden, der oder die sich für Innenleben und  Vergangenheit des schönsten der Wuppertaler Ortsteile interessiert.
Nach der Fahrt entlang des Stausees, an dem ein Verein Innen- und Außengastronomie betreibt, rolle ich Radevormwald zu. In der Umgebung des Abzweigs nach Remlingrade (zwei Kilometer durch ein schönes Tal bergauf),
wurde mit dem Neubau der Landstraße ein Radweg angelegt. Die Betonplatten sind in die Jahre gekommen und bilden eine Marterstrecke. Dahlerau war von der Textilstadt Wülfing geprägt. Glücklicherweise sind noch fast alle Gebäude erhalten. Ein einmaliges Ensemble – mittendrin das Werksmuseum, in dem sich eine Rast empfiehlt.
Entlang der Wupper führt eine verkehrsruhige, schlechte Straße an der Textilfabrik Vogelsmühle vorbei bis zum einstigen Bahnhof Dahlhausen/Wupper. Hier hat die „Wupperschiene“ ihr Domizil. Die Museumsbahner planen seit Jahren einen Eisenbahnbetrieb von Oberbarmen nach Wilhelmstal. Die Entfernung bis zur wenig hinter dem Schienenende befindlichen Staumauer der Wuppertalsperre ist 3,5 Kilometer groß. Zuerst wurde der Streckenabschnitt ab Beyenburg bis vor die Wuppertalsperre gekauft, dann ging es um den Anschluss im Rauental. Ein Hangrutsch bei der Papierfabrik machte viele Hoffnungen zunichte. Der Fahrzeugpark macht den Eindruck, als wären zu wenige handwerkliche Kräfte am Werk. Der Rost schreitet schneller voran, als Farbe Schutz gewährt. Die große alte Dampflokomotive ist leidiges Beispiel dafür. Man könnte auch sagen: die Hoffnung stirbt zuletzt!
Klaus-Günther Conrads

Informationen im Internet:
www.wuppertal.de
www.wupperschiene.net
www.geschichtswerkstatt-wtal.kulturserver.de
www.strassederarbeit.de
www.radverkehrsnetz.nrw.de
www.radroutenplaner.nrw.de
www.fahrradfreundlich.nrw.de
www.adfc-wuppertal.de
www.strassederarbeit.de/

Unterwegs mit Klaus (6)
Vom Lärm der Hämmer zur puren Stille
Auf Schusters Rappen durch das Gelpetal

Mit dem Bus fahre ich zur Haltestelle Friedenshain an der Jägerhofstraße und schaue mir zunächst die neue Station Natur & Umwelt an. Dieses Informationszentrum ist die richtige Einstimmung auf die vor mir liegende 5-Kilometer-Wanderung durch das Gelpetal bis zur Mündung in den Morsbach. Hier heißt es auch, vom Verkehrslärm Abschied zu nehmen. Auf einem Waldweg gelange ich bei „Bergisch Nizza“, einer früheren Gaststätte, an die nur noch eine Stützmauer mit Infotafel erinnert, zur Gelpe.
Vor über 30 Jahren wurde der 7 Kilometer lange Industrie-Geschichtspfad „Historisches Gelpetal“ eingeweiht, dessen treibende Kraft der Ronsdorfer Klaus Goebel und Konzeptentwickler Egon Viebahn waren. Es ist schön, wie Tafeln in Zeichnungen, Bilder und Texten über historische Orte informieren und es ermöglichen, sich ein wenig in die Zeit vor 100 bis 200 Jahren zu versetzen. Das ist umso wichtiger, als im Tal bis auf Käs- und Steffenshammer nur noch Bodenreste und Teiche erahnen lassen, wie fleißig früher mit Wasserkraft geschmiedet und gehämmert wurde. Für den translozierten Westerhammer muss man heute ins Bergische Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe nach Bergisch Gladbach fahren.
Wer bereits beim „Speckshämmerchen“ mit seiner Informationstour beginnen will, kann vom Dorner Weg ins Tal gehen. Ich stehe jedenfalls am sanierten Schornstein des Oberen Jansenkottens – auch ein Unikat – und schaue mir nebenan die Wandertafel an, die mir das ganze Gebiet mit vielen Wegeverbindungen erschließt. Südwärts, dem Wegezeichen „Wasserrad“ folgend, reihen sich die Objekte, Kotten und Hämmer, wie Perlenketten an einer Schnur, auf. Der Gelper Hof lädt mit Innen- und Außengastronomie zur Rast ein. Gleiches gilt später für Haus Zillertal, wo man sogar noch Minigolf spielen kann. Zum Ausflugsziel gehörte früher das Kahnfahren auf dem nahen Teich. Im Lokal gibt es alte Fotos, die belegen, dass es früher eine Natursprungschanze gab und Wintersport betrieben wurde. Doch vorher lohnt sich noch der Postkartenblick auf den Käshammer, der sorgfältig saniert wurde und sich als Wohnung der Innensicht entzieht.
An der „Hundsschüppe“, deren Teich wieder mit Wasser befüllt wurde, besteht die Möglichkeit zum Abbiegen ins Saalbachtal mit weiteren Hämmern und Kotten. Vorbei an der Ronsdorfer Talsperre, deren Staumauer aufwändig saniert wurde und wo man Natur pur erlebt, ist über die Talsperrenstraße die Ronsdorfer Innenstadt mit besten Verkehrsverbindungen erreichbar. Die Strecke von der Station Natur und Umwelt bis Ronsdorf Markt ist 7,5 Kilometer lang.
Ich marschiere, natürlich ohne Uniform, auf Talweg weiter, sehe gleich hinter Haus Zillertal eine Möglichkeit, auf dem Pony zu reiten – nicht ich, aber meine Enkelin. Zehn Minuten später reiche ich den Steffenshammer in der Ortschaft Clemenshammer, in der die Gelpe in den Morsbach fließt. Der Steffenshammer wurde in jüngster Zeit renoviert, nachdem ein neuer Förderverein ihn übernommen hat. Die schöne Kleinschmiede nebenan wird „Kiepe“ genannt. Es gibt festgelegte Öffnungszeiten. Wer sich intensiv mit der Materie beschäftigen will, dem kann ich das Buch „Hämmer und Schleifkotten im Gelpetal“ von Egon Viebahn (Born-Verlag) empfehlen. Auch ein facettenreiches Stück Stadtgeschichte, in diesem Fall von Wuppertal und Remscheid.
Klaus-Günther Conrads

Informationen im Internet:
www.wuppertal.de
www.stnu.de
www.steffenshammer.de
www.bergischesmuseum.de
www.berg-mark-wege.de/Gelpetal_und_Saalscheid
www.wandern-in-wuppertal.de

Unterwegs mit Klaus (7)
Geopfad lenkt den Blick auf und in den Boden
Wanderung von Barmen zum Hottenstein

Der Werner-Paeckelmann-Weg ist als „Geopfad“ besser bekannt. Das wird beim Werner-Jackstädt-Weg, der künftigen Nordbahntrasse, kaum anders sein. Nach dieser kurzen Vorrede starten wir vom Alten Markt mit seiner sehr guten Verkehrsanbindung Richtung Sedanstraße. Das Städtische Gymnasium hat durch seine Lehrer Holger Tschache, Wolf Raeune und Hans Joachim Hybel mit Schülerinnen und Schülern ab 1984 das Konzept entwickelt und 2001 den „Geopfad“ seiner Bestimmung übergeben. Ab hier begleitet uns eine Schnecke als Wegezeichen auf dem rund zehn Kilometer langen Weg nach Nächstebreck. Unterwegs lernen wir die Geologie und Menschengeschichte im Nordosten der Stadt kennen.
Die erste Informationstafel an der Viktorstraße will uns glauben machen, dass Wuppertal einst in den Tropen lag. Ich sage nur diese Stichworte: Massenkalk, Korallen, Fossilien, Nudelsalat und Armfüßler. Über den Wichelhausberg, mit Querung der Nordbahntrasse, erreichen wir den Klingelholl. Oberhalb der Bürgerallee betreten wir den Nordpark. Hier wird erklärt, wie der Meeresboden vor 370 Millionen Jahren zum Gebirge geworden ist. Kaum zu glauben: hier gab es Vulkanismus. Als kleiner Umweg wird eine Steinbruch-Besichtigung in der Seydlitzstraße empfohlen. Weite spätere Umwege führen zum Hof Klingelholl und nach Riescheid („Riescheider Spring“). Am 1955 eingerichteten Wildgehege vorbei folgen wir dem Waldweg. Wie unruhig die vormenschlichen Zeiten einmal waren, zeigt sich an der Ennepe-Störung und Klingelholl-Verwerfung. Diese Begriffe stammen von Fachleuten. Die gegenwärtig aufwändig sanierten Turmterrassen hießen ab 1877 „Bellevue“. Erstmals sollen Besucher ab 2011 einen Blick vom Turm über das Wuppertal hinaus haben. In der Nähe klärt uns eine Schautafel über Leben und Werk des Paläontologen und Geologen Werner Paeckelmann (1890-1952) auf.
Wir verlassen das Nordpark-Plateau über eine Schlangenweg Richtung Märkische Straße und nehmen einen Aufschluss aus Plattensandstein zur Kenntnis. Von der einstigen Waldschloß-Brauerei ist kaum etwas übrig geblieben. Seitlich befindet sich ein Aufschluß. Wir steigen die Straße Am Kuckuck hinauf, überschreiten die Straße Müggenburg“ und biegen etwas oberhalb in die Straße Am Bilten ein. Bald ist das Allenkottental („Erlenkotten“) zu überblicken. Die Straße mündet in einen schmalen Hohlweg, der zu den alten Kirch- und Totenwegen gehört und in die Kreuzstraße zielt. Wir biegen scharf links in den Weg „Altenkotten“ ein, der im großen Bogen zum Hof „Markland“ führt. Hier befand sich einst die Grenze zwischen dem Herzogtum Berg und der Grafschaft Mark. Die Felder waren früher große Bleichwiesen. Dazu passt das an der Schellenbecker Straße 16 1789 erbaute Bleicherhaus. Nach Querung der Gennebrecker Straße gehen wir auf der Lahmburger Straße. In Verbindung mit anderen Flurnamen wie Tütersburg, Müggenburg, Schimmelsburg und Schrubburg erklärt Hans Joachim Hybel, dass in diesem „Burgenland“ die Bauernhöfe und Kotten nichts mit Ritterburgen zu tun hatten.   
Von der Straße Beule gehts hinauf zum Rohnberg und auf die Kuppe der „Beule“. Der Blick auf Langerfeld, Oberbarmen und die Barmer Südstadt lohnt sich. Wenig später laufen wir am Freibad Mählersbeck vorbei und steigen die Junkersbeck hinauf. Gleich zu Beginn befindet sich im Wald ein geologischer Aufschluss mit dem privaten Namen „Hühnersteinbruch“. Ein Ehrenmal lädt zum Nachdenken über Kriegsopfer ein. Nachdem links die Straße vom Bracken eingemündet ist, erreichen wir die Wittener Straße. Gleich links empfängt uns ein schönes Fachwerkhaus. Bergauf taucht bald auf der anderen Straßenseite die „Silberkuhle“ vom Hottenstein auf. Der prachtvolle Aufschluss besteht aus Plattensandstein in verschiedenen Schichten.
Hier lässt sich die Wanderung gut beenden, weil es Busverbindungen nach Oberbarmen und Barmen gibt. Vergessen sind die Zeiten, als die Straßenbahn bis Haßlinghausen und Hiddinghausen rollte. Wer will, kann sich aber noch im nahen Hölken ein Naturschutzgebiet ansehen.
Klaus-Günther Conrads

Informationen im Internet:
www.wuppertal.de
www.stud.uni-wuppertal.de/-xa0005/gpfad.htm
www.gymnasium-sedanstr.de
www.wandern-in-wuppertal.de

Raus mit Klaus (8):
Astropfad verbindet Ost und West
Auf vier Rädern durch das Tal

Viele Wege führen nicht nur nach Rom, sondern auch durch Wuppertal. Für meine Autotour, die Traditionelles und Neues miteinander verbindet und Sternenkunde ermöglicht, habe ich Lichtscheid als Start und Ziel ausgewählt. Auf der Parkstraße, die bald als L 419 vierspurig ausgebaut wird, rolle ich durch die Ronsdorfer Anlagen. Von der alten Kaserne ist nichts mehr übrig geblieben. Dafür entsteht ein Gewerbegebiet. An die historische Berliner S-Bahn erinnert ein rollender Imbiss, wahrscheinlich zur Versorgung der Bauarbeiter, auch die, die die vier Landesbauten bei Erbschlö entstehen lassen. Nach der Blombachtalbrücke geht es talwärts zum Walzwerk, wo besonders gerne von Temposündern Fotos gemacht werden. Über der Öhde wird eine neue Wuppertalbrücke der A 1 vorangetrieben. In der Öhder Straße erinnern noch drei Bleicher-Komplexe an längst vergangenen Zeiten, als vor 500 Jahren die Geschichte der Textilindustrie begann. In Kikuths ehemaliger Weberei zieht gegenwärtig die aus Langerfeld kommende „Bänderei“ (ehemals Frauke Kafka) ein. Hier ist der Einstieg in die Route 3 der Geschichtswerkstatt möglich, die durch Heckinghausen nach Oberbarmen führt.
Im Rauental lohnt sich ein Blick in das Kletterzentrum „Wupperwände“. Nebenan stand einst die Wasserburg Rauental. Schräg gegenüber ermöglicht die alte, ab 1775 erbaute Wupperbrücke den Weg nach Heckinghausen. Die Familien Rittershaus und Beckmann haben früher Wegezoll kassiert, als die Kohle mit Pferdefuhrwerken von Sprockhövel nach Remscheid transportiert wurde. Ich komme zur Bundesstraße 7. Die Talstraße begleitet mich bis Vohwinkel. Am Berliner Platz zweigt die Schwarzbach nach Norden ab. Von der dortigen späteren Seifenfabrik Luhns rollte ab 1872 die Pferdebahn durch das Tal nach Westende. An der Berliner Straße befindet sich unter dem Dach der historischen Färberei eine beliebte Begegnungsstätte für Menschen mit und ohne Behinderung. Sattes Grün strahlt vom Wupperfelder Markt. Mit den Büschen sind scheinbar auch die Pinkler verschwunden. An der Werther Brücke steht ein Brunnen, der im Volksmund „Waterföttchen“ genannt wird, und die Sonne für den „Astropfad“ (14 Bronzetafeln und Stationen, Informationen im Internet) darstellt. Vom Größenverhältnis her ist die Sonnborner Hauptkirche der Neptun und die Schwebebahnendstation Vohwinkel der Planet Pluto.  Hinter’m Alten Markt werden die Zugänge zur Wupper gut genutzt. Ein einfaches Bild erinnert an Tuffi’s Sprung vor 60 Jahren in die Wupper. Vis-a-vis glänzt das saniert Opernhaus, das trotz hoher Investitionskosten wieder auf den Prüfstand kommt. Dagegen muss die jüngst gesperrte Adlerbrücke aufwändig saniert werden. Die nahe Junior-Uni macht Ferien, auch das Literaturhaus in einem der beiden Haspelhäuser. Im zweiten hütet das Stadtarchiv historische Schätze unserer Stadt. Die beiden Gerichtsgebäude erinnern mich an die verschiedenen Geschichten zum Spruch „über die Wupper gehen“. Hier gab es zwei Versionen. Einmal meldeten Fabrikanten und Händler Konkurse an. Andererseits stand auf der Fläche des heutigen Media-Marktes früher das Gefängnis, so dass Verurteilte über einen Wupperarm ihren Haftort erreichten.
Beim „Döpps“, dem Döppersberg, bleibt nur die architektonische Hoffnung auf bessere Zeiten. Immerhin habe ich Glück, dank der Ferienzeit rollte ich ganz gemütlich durch das Tal und kein Blitzer ist auf mich gerichtet. Die hohe „Spardose“, auch „Monetensilo“ genannt, lasse ich rechts stehen. Eigentlich könnte ich mal hinein gehen und den Pförtner bitten, mir meine Ersparnisse live zu zeigen. Ich glaube, der würde ganz schön staunen und sofort seinen Chef Peter Vaupel rufen… Oder würde ich vielleicht in eine Zwangsjacke gesteckt?
In der wunderbar aufgefrischten Schule an der Aue ist jetzt die Laurentius-Schule zuhause. Beim Anblick der Schwebebahnstation Robert-Daum-Platz erinnere ich mich an das schwerste Unglück, als 1999 ein Gelenkzug in die Wupper stürzte. Ein Abstecher ins Briller Viertel macht Interessierte mit den schönsten historischen Gebäuden bekannt. In der Friedrich-Ebert-Straße frage ich mich kurz, wie wohl der Mini auf das Dach einer ehemaligen Tankstelle gekommen ist. Lange Treppen führen aus dem Tal auf den Nützenberg. An der Schwebebahnstation Varresbecker Straße holt mich die Pferdebahn wieder ein. Die alte Brücke ist zwar gesperrt und baufällig, aber noch nicht abgerissen. Über sie rollten Straßenbahnen ins Depot. Wo heute das Bayer Werk selbstverständlich ist, erinnert sich niemand an die Anfänge von Friedrich Bayer in Heckinghausen. Unweit der alten Wupperbrücke stand sein erstes Kontor.
Die Schwebebahnausbauarbeiten an der Sonnborner Hauptkirche gehen zügig voran. Nachdem ich am Wochenende noch den nächtlichen Transport der Stütze 97 beobachtet hatte, ist wenige Tage später das Bauwerk rund um Stütze 100 mit neuem Kurvenradius fast fertig. Von den spektakulären Plänen einer „Landmarke“ ist ein unscheinbarer Bogen übrig geblieben. Wuppertal bleibt bodenständig! Am Sonnborner „Hafen“, dem Spielfeld des SCS, und dem Autobahnkreuz vorbei, erreiche ich in Hammerstein die Kaiserstraße. Für die ehemalige Textilweberei Gebhardt, in der einige Jahre Eislaufen angesagt war, gibt es ehrgeizige Entwicklungspläne, die Vohwinkel, wo es die Route 10 der Geschichtswerkstatt gibt, gut tun würden. Vorbei an der Schwebebahnwerkstatt und dem ehemaligen Rathaus in der Rubensstraße trete ich in meinem blauen Polo die Rückfahrt an. Das heutige Wetter lässt das beliebte Freibad leer bleiben. An der Yorkstraße erwartet mich ein stationärer Blitzer. Ich lasse mich nicht verleiten, sondern habe das Ziel „Bergische Sonne“ fest im Blick. Doch vor Entspannung und Bewegung rolle ich über die L 418 und durch den jungen Burgholz-Tunnel zum Hahnerberg, komme bei der Müllverbrennungsanlage ans Tageslicht. Nach eineinviertelstündiger Fahrt und 33 Kilometern bin ich wieder am Lichtscheider Kreuz. Wuppertal ist doch schön, zumindest auf den zweiten Blick!


 

Informationen im Internet:
www.wuppertal.de
www.geschichtswerkstatt-wtal.kulturserver.de
Google: Astropfad Wuppertal
www.gymnasium-sedanstr.de