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Immanuelskirche

Die Immanuelskirche
„Barmer Stadthalle“ macht Kulturangebot mit Qualität

(kgc). Das Konzept, mit dem der Trägerverein Immanuelskirche seit 1984 das „Kulturzentrum Immanuelskirche“ (zu dem auch das ehemalige Gemeindehaus und heutige Obendiekhaus an der Normannenstraße gehört) betreibt, ist in dieser Form bis heute in Deutschland einmalig! Andere umfunktionierte Kirchen werden nicht – wie es in Oberbarmen der Fall ist – durch einen privaten Verein verwaltet. Die Betriebskosten werden durch die Vermietung der Räumlichkeiten, Mitgliedsbeiträge und Spenden erwirtschaftet. Es gibt bis heute keinerlei öffentliche Zuschüsse für die Unterhaltung der Kirche. Ermöglicht wurde diese erfolgreiche Bilanz durch das ehrenamtliche Engagement der 240 Mitglieder des Trägervereins. Zeitweise stand der Fortbestand des Kulturzentrums erneut, wie 1983 vor dem drohenden Abriss oder der Auflassung bis zur Ruine – auf des Messers Schneide.

Schon seit mehreren Jahren war bekannt, dass die Außenfassade und der Turm der Kirche, 1869 eingeweiht, sanierungsbedürftig sind. Bereits seit 1996 läuteten die Glocken nicht mehr, um weitere Erschütterungen zu vermeiden. Das Institut für Bauforschung der Rheinisch-Westfälischen Hochschule Aachen (ibac) hatte in Untersuchungsreihen nach Probebohrungen rund um das Gebäude gravierende Mängel in der Bausubstanz festgestellt. Die Schicht, die das äußere Mauerwerk mit dem inneren verbinden soll, besteht aus einem Füllmaterial, dessen Volumen sich durch Umwelteinflüsse ausdehnt und das Mauerwerk sprengt. Es wurde ein neuer Spezialmörtel entwickelt, mit dem das Mauerwerk Quadratmeter für Quadratmeter verfüllt werden kann, einschließlich der komplizierten, weiten Sicherungsmaßnahmen. Aus diesen Erkenntnissen folgte, dass die zu Anfang für die Sanierung veranschlagte Summe von drei Millionen auf zehn Millionen Mark anzusetzen war.

Weder der frühere Oberbürgermeister Dr. Hans Kremendahl, noch sein Stellvertreter, Stadtdirektor und Kämmerer Dr. Johannes Slawig, ließen bei Besuchen in Oberbarmen zu Beginn des Jahres 2000 Gelegenheiten aus, darauf hinzuweisen, dass die Stadt Wuppertal künftig manche Gewohnheit nicht mehr finanziell leisten kann und bürgerschaftliches Engagement gefordert ist. Solch einer Initiative ist 1984 der Trägerverein Immanuelskirche entsprungen, der, als die Evangelische Kirchengemeinde Wupperfeld eine Kirche zu viel hatte und an Abriss dachte, Gotteshaus und benachbartes Gemeindehaus (heutiges Obendiekhaus) übernahm. Gemeinsam mit der Kantorei Barmen-Gemarke wurde daraus ein Kulturzentrum entwickelt, das manchmal liebevoll „Barmer Stadthalle“ genannt und auch von vielen Menschen aus Wichlinghausen gerne besucht wird. Der laufende Betrieb wurde ohne öffentliche Zuschüsse sichergestellt.
Die Zeiten für Kultur waren in Wuppertal noch nie so schlecht wie um die Jahrtausendwende. Diesen Eindruck hatte Wolfgang Fehl, Vorsitzender des Trägervereins Immanuelskirche und mit seiner Frau Trudi für ehrenamtliches Engagement mit dem „Wuppertaler“ ausgezeichnet, gewonnen, als er an den Umgang mit der kulturellen Vielfalt dachte: Schauspielhaus (Schillertheater), Opernhaus, Konzertgesellschaft, rote Zahlen für die Stadthalle, Verdrängungswettbewerb mit der Immanuelskirche.

Aus den nahezu leeren öffentlichen Kassen von Stadt und Land, dazu Beträge von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, wurden in den letzten Jahren erhebliche Gelder an den Trägerverein Immanuelskirche überwiesen und damit der Wert des Gebäudes an der Sternstraße als „Barmer Stadthalle“ anerkannt. Geldbeschaffung und baulicher Sanierungsfortschritt an der Außenfront sind Hand in Hand gegangen, so dass mehrere Fronten regelrecht strahlen. Das für damalige Verhältnisse unvorstellbar große Sanierungsprojekt befindet sich auf der Zielgeraden. Wolfgang Fehl steht die Freude ins Gesicht geschrieben, weil sein Lebenswerk gelungen ist.

Harmannus-Obendiek-Haus
Nach dem Zusammenschluss der reformierten und lutherischen Gemeinden im Barmer Osten musste sich 1984 die neue Vereinigte Kirchengemeinde Wupperfeld für eines der beiden Gotteshäuser entscheiden, weil beide Gebäude auf Dauer nicht zu unterhalten waren. Die Entscheidung fiel Zugunsten der Alten Wupperfelder Kirche, während sich ein neugegründeter Trägerverein um Erhalt und Bewirtschaftung der Immanuelskirche kümmerte. Zum Komplex gehört auch das ehemalige Gemeindehaus mit Eingang an der Normannenstraße, in dem regelmäßig Chöre wie der Schubert-Bund und die Kantorei Barmen-Gemarke (Hausherrin) proben, sich der Wuppertaler Weinkonvent trifft und Briefmarkenfreunde ihre Objekte tauschen. Jetzt hat sich der Trägerverein entschieden, dem Neben- oder Gemeindegebäude einen Namen zu geben. Es heißt Harmannus-Obendiek-Haus“ und erinnert an Dr. Harmannus Obendiek (1894-1954), der 1931 auf Betreiben Karl Immers als Pfarrer an die Immanuelskirche kam. Er war entscheidend an den Formulierungen der „Barmer Erklärung“ von 1934 beteiligt. 1951 ging Obendiek als Theologie-Professor an die Kirchliche Hochschule Wuppertal. 1954 starb er bei einem Verkehrsunfall in den USA, in die er als Delegierter zu einer Weltkirchenkonferenz in Evanston gereist war.