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Franz-Adalbert Grunwald

(kgc). Es gibt Menschen, die sich gerne im Rampenlicht sonnen. Andere halten sich aus der Öffentlichkeit fern. Franz-Adalbert Grunwald strahlt Ruhe und Besonnenheit aus, ist in seinem christlichen Glauben fest verwurzelt und in der Arbeitnehmerschaft verankert, vor allem lebt er für und mit den Menschen – ob in der Familie oder in der Gesellschaft. Seine Biografie liefert Vorbildliches, ohne dass er selbst darauf stolz ist.

 

Beginn des Lebens
Geboren wurde Franz-Adalbert Grunwald am 29. April 1938 in Heckinghausen. Er besuchte die Schulen in der Ackerstraße (katholisch) und Meyerstraße. 1953 begann er eine Lehre als technischer Zeichner in der Dampfkessel- und Apparatebaufabrik Siller & Jamart, die einst ihren Sitz In der Bockmühle hatte und dann nach Hatzfeld umgesiedelt ist. Konstrukteur blieb er bis 1967.
Familie
1964 hat Franz A. Grunwald seine Frau geheiratet. Sie schenkte ihm drei Kinder. Heute beleben an manchen Tagen die vier Enkelkinder die Wohnung an der Berg-Mark-Treppe. Einmal in Barmen wohnen, hieß für ihn, immer hier Zuhause sein. Seine Stationen: Heckinghauser Straße, Leimbacher Straße (in dieser Zeit wirkte er im Vorstand des Nordstädter Bürgervereins mit und organisierte viele Veranstaltungen gemeinsam mit anderen ehrenamtlich Aktiven), Gernotstraße, Berg-Mark-Straße.
Jungschar und Pfadfinderschaft
Nahezu ein Leben lang ist Franz-A. Grunwald von der Pfadfinderei begleitet. Zwar gibt es heute nur noch eine aktive Pfadfinderschaft in der katholischen Gemeinde St. Konrad auf Hatzfeld, aber einige Senioren der früheren Pfadfindergruppe St. Georg treffen sich heute noch regelmäßig. Das Heckinghauser Original Wolfgang Meyer nahm den jungen Franz 1953 mit zur von ihm gegründeten Jungschar „Stamm Engelbert“ in die katholische Gemeinde St. Elisabeth mit. Später leitete Grunwald selbst eine Gruppe, wurde Stammesführer, Mitglied des von Stadtjugendseelsorger Paul Harnisch geleiteten Stadtführerrates und sogar Gaumeister. 1956 begann im Bund der Katholischen Jugend die katholische Jugendarbeit.
Dienstherr Stadt Wuppertal
1967 trat Grunwald als technischer Verwaltungsangestellter in die Dienste der Stadt Wuppertal. Verkehrsberuhigung und Verkehrsplanung waren im Stadtplanungsamt seine Themen. Dazu zählte Anwohnerparken und die Umsetzung von Tempo 30. Gerne erinnert er sich an eine Aktion mit dem Ölberger Kinderchor  in der Elberfelder Nordstadt. Man muss eben wissen, wie man Menschen beeinflusst… Mehr so nebenbei hat er die von vielen Menschen verhasste „Hiebelei“ mitgemacht, bei der die Organisation der Stadtverwaltung auf den Kopf gestellt wurde. Ressorts und Stadtbetriebe lösten die guten alten Ämter ab…
Einsatz für seine Arbeitskolleginnen und Kollegen zeigte Franz Grunwald als Vertrauensmann der Gewerkschaft ÖTV  und im Personalrat. Diese Arbeit wirkt aus Überzeugung noch heute, und über seinen Eintritt in den beruflichen Ruhestand nach. Grunwald ist stellvertretender Vorsitzender der Wuppertaler Verdi-Senioren, Sprecher der Landessenioren und Seniorenrat im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).
Katholisches Leben
Auf verschiedenen Ebenen ermöglichte die katholische Kirche Franz-A. Grunwald, der als Messdiener in St. Elisabeth begonnen hatte, das Ausleben seiner gesellschaftlichen und kulturellen Neigungen. Auf Stadtdekanatsebene richtete er für die Arbeitsgemeinschaft für Geselligkeit Wuppertal und Diözese zahlreiche Geselligkeitsveranstaltungen aus. Dreimal im Jahr gab es sonntags Tanzabende und Feste in den legendären Zoo-Gaststätten. Eine Arbeitsgruppe trug die Geselligkeit in die Gemeinden.
Im Diözesanrat wirkte Grunwald im Ausschuss Arbeit und Soziales mit, außerdem in der Umweltkommission des Kölner Erzbischofs. Grunwald bereitete das „Sozialwort der Kirchen“, einen Konsultationsprozess in Wuppertal zur wirtschaftlichen und sozialen Lage Deutschlands, mit vor. Von Anfang Mai bis Ende November gab es Aktionsveranstaltungen, auch in Zusammenarbeit mit dem KSI Bad Honnef.
Der Wuppertaler Katholikenrat ist ebenfalls eine wichtige Plattform für das große freiwillige Engagement des „Immer-Barmers“. Erst Sachausschuss, dann ordentliches Mitglied. Die Themen: Arbeit, Soziales, Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung. Er ist Mitglied im Kernteam „Faires Fest“. Grunwald hat auch Arbeitsplätze vermittelt. Seine Projekte stellte er den Bezirksvertretungen vor, zu denen er gute Kontakte pflegte.
In der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung ist Franz Grunwald seit 2001 Stadtverbandsvorsitzender, außerdem im Beirat des Katholischen Bildungswerkes. Bis vor wenigen Jahren hat der Heckinghauser evangelische und katholische Kirchentage mit gestaltet. Interkulturelle Abende organisiert er jährlich in Zusammenarbeit mit und im Internationalen Begegnungszentrum der Caritas zu den Themen Afrika, Lateinamerika, Indien.
Generationengespräche von jungen Erwachsenen mit Senioren sind nach Schauspielaufführungen ein interessantes Angebot.
Zum Tag der Arbeit am 1. Mai organisiert der überzeugte Christ als Initiator im Namen von Gewerkschaften, KAB und Katholikenrat ökumenische Gottesdienste an wechselnden Orten. Als Beispiel nennt er den Umwelthof Scheppers in Velbert-Neviges mit einen attraktiven Kinderprogramm. 2010 soll die Raufasertapetenfabrik Erfurt das Ziel sein. Ein Gespräch mit der Firmenleitung und Mitarbeitern ist gewünscht. Eine eher einmalige Aktion waren Wuppertaler Stationen, z.B. Sankt Antonius in Barmen und St. Joseph in Ronsdorf, des Diözesan-„Kreuzes der Arbeit“. Es zeigt die aktuelle Zahl der Arbeitslosen an und mahnt jetzt in anderen Städten. „Es war wirklich schwer, wie ich beim Transport von St. Antonius zur Gemarker Kirche bemerkt habe“, gesteht Grunwald, der auch sagt: „Mir ist wichtig, den katholischen Glauben weiter zu geben!“
Arbeitnehmerinteressen
Von 1953 bis 1967 war Franz Grunwald Mitglied der IG Metall, wechselte dann berufsbedingt zur vom Barmer Heinz Kluncker geführten Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr (ÖTV). Durch Fusionen entstand später die Gewerkschaft Vereinigte Dienstleistungen (ver.di). Bereits nach 2 Jahren bei der Stadtverwaltung wurde er für den technischen Bereich zum Vertrauensmann gewählt, war dann viele Jahre freigestellter Personalrat.             
Politisches Leben
In Verbindung mit dem Eintritt 1960 in die Junge Union nennt Franz Grunwald abermals den Namen Wolfgang Meyer. Der war schon wer, bei den Heckinghauser Christdemokraten. Mitgliedschaften in der CDU (Stadtbezirksvorstand  Heckinghausen) und in der Christlich Demokratischen Arbeitnehmerschaft (später Vorstand) waren logische Folgen. Nach der Erwerbstätigkeit entsandte ihn die CDU-Fraktion vier Jahre in den Stadtentwicklungsausschuss. Bis heute arbeitet er im Ausschuss Umwelt und im Seniorenbeirat mit. Schließlich sind Erhalt der menschlichen Lebensgrundlagen und nachhaltiges Wirtschaften seine herausragenden Anliegen. Das gilt ähnlich für den Seniorenbeirat und dessen Bedeutung für alte Menschen im Tal.
Lokale Agenda 21: seit 1995 ist Franz Grunwald einer der Ansprechpartner der Wuppertaler Agenda 21 unter der Leitung von Erwin Rothgang. Es war die Gründung eines ökumenischen Agendaforums mit eigener Themenplattform.
Der Weg in den Bezirksverein Heckinghausen war nicht weit, weil auch hier die Freundschaft mit Wolfgang Meyer wirkte.
Bildung für das Leben
Viele Jahre hat Franz-Adalbert Grunwald in der Volkshochschule Kurse angeboten und war im Kursleiterbeirat. Ein Kursthema: „Berühmtes und Berüchtigtes in unserer Stadt“. Er vermittelte Interessierten schon damals ein alternatives Bild über Wuppertal, führte durch Wuppertaler Stadtteile, besuchte Galerien und andere Städte. Es war die Zeit, als Pina Bausch ihren Siegeszug durch die Welt des Tanztheaters begann. Deshalb wurden Proben in der alten „Lichtburg“ am Alten Markt besucht. Geblieben sind Tanztheatertreffs, die im Caritas-Begegnungszentrum an der Hünefeldstraße 54a stattfinden. Das ist längst Grunwalds dritte Heimat, nach Wohnung und Arbeitsstätte, geworden. Regelmäßig lassen sich Tänzerinnen und Tänzer bei den Treffen sehen und stehen für Gespräche zur Verfügung. Gemeinsame Veranstalter sind heute das Katholische Bildungswerk und die Friedrich-Spee-Akademie.
Einen interessanten Kurs hat Grunwald in der Katholischen Familienbildungsstätte angeboten: 1985 „Geschichte, Kunst und Künstler in Wuppertal und Bergischen Raum“. Kursleiter im katholischen Bildungswerk war er 1998/99 zum Thema „Menschenbilder – Bilder von Menschen“.
Seit 2006 ist Grunwald Leiter der Frühjahrsakademie im KAB-Diözesanverband Köln im Katholischen Sozialen Institut in Bad Honnef.
Kunst, Literatur und Jazz
Das „Aktionskollektiv 81“ geht auf das Gründungsjahr zurück. 1985 waren „Menschenbilder – Bilder von Menschen“ ein Thema, das Grunwald nicht mehr losgelassen hat. Schnell schlägt er eine Brücke zur alternativen Jazz-Szene. Die Jazz-AG verband ihn lange Zeit mit seinem Arbeitskollegen Rainer Widmann, ebenfalls ein „Barmer Kopf“. Weil ein Jazz-Konzert mit „Blue Note Juniors“ nicht so heißen durfte, wurde 1959 in der Aula der Schule Meyerstraße ein Vortragsabend daraus. Ein Jazzabend mit Dr. D. Schulz-Kühn (Dr. Jazz des WDR) fand 1964 statt.
Stolz ist Grunwald auf die vielen musikalischen Wegbegleiter, die immer gerne zur Stelle sind, wenn er Wünsche äußert und bittet. Überdies ist der überzeugte Wuppertaler Importeur für Kunstleute.
Er arbeitete bis 2007 an Ausstellung und Buch „Wuppertal in der Welt des Jazz“ mit.
Das monatliche Erzählcafé in der Caritas-Begegnungsstätte an der Hünefeldstraße ist für Grunwald wichtige Gegenwart. Im Rahmen des Programms „Aktiv im Alter“ wurde im Frühjahr 2009 ein Literaturcafé im Heckinghauser Café Heck-Meck ins Leben gerufen, wo man zuhören und lesen darf. Er freut sich, dass „schreibende Frauen“ (Gruppe „Ernte fünf“) 2009 ein Prosaheft „Lyrik und Prosa“ herausgegeben haben.     
Bilanz
Bei all seinem Engagement, das zeitlich die Ausmaße eines Vollzeitjobs erreicht hat, stellt sich Franz-Adalbert Grunwald selbst nie in den Vordergrund. Ihm geht es stets um die gute Sache. In der Biografie wirkt er wie ein Einzelkämpfer. Der wollte er nie sein und er erwähnt stets auch die wechselnden Begleiter auf seinem Lebensweg. Er bezeichnet sich als Teamarbeiter! Eine ausgewiesene Stärke ist vielleicht das Vernetzen und Verknüpfen von Menschen und Organisationen, wodurch das gesellschaftliche Leben und die Bildung in der Stadt an Vielfalt gewonnen haben!  Wer Menschen ins Gespräch bringt, hilft ihnen. Ein Mosaikstein dazu ist die interkulturelle Arbeit mit Menschen aus anderen Erdteilen, ob auch Afrika oder Asien. Wo? Natürlich in der internationalen Begegnungsstätte in Unterbarmen. Und er ist ein ausgezeichneter „Brückenbauer“ für Generationengerechtigkeit. Erfolge teilt er gerne mit seinen Mitmenschen.
Der Wuppertaler
Im Oktober 2009 ist Franz-Adalbert Grunwald mit dem seit zehn Jahren von Stadt und Westdeutscher Zeitung verliehenen „Wuppertaler“ geehrt worden.