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Barmen ist einmalig

Barmen ist einmalig
Wunderbuch zur einmaligen Stadtgeschichte

(kgc). Eigentlich sollte das neue Standardwerk über Barmen schon vor einem Jahr zum 200. Jahrestag der Stadtwerbung veröffentlicht werden, aber Autor Hans Joachim de Bruyn-Ouboter wollte noch die gelungenen Sanierungsobjekte Opernhaus und Immanuelskirche und das nun als Musikhochschule genutzte ehemalige Barmer Amtsgericht ins Buch nehmen, ihm weiteren Glanz verleihen. Der Titel „1200 Jahre Barmen – Die Stadtgeschichte“ ist ein Zahlenspiel, weil die „1“  rot gedruckt ist. Soll heißen: vor 200 Jahren wurde Barmen Stadt, aber seit 1200 Jahren ist das Tal der Wupper von Menschen besiedelt.

 

Zur Präsentation der Neuerscheinung im Historischen Zentrum unterstrich dessen Leiter, Dr. Eberhard Illner, die Bedeutung: „Es gilt ein Wunder zu betrachten, denn 1200 Jahre Universalgeschichte, die alle Epochen beinhaltet, gibt es kaum noch, bestenfalls in Amerika und England.“ Illner lobte den Autoren: „Herrn de Bruyn-Ouboter ist ein großer Wurf, ein großes Werk, gelungen.“ Dazu nickte Verleger Thomas Helbig von der Edition Köndgen glückstrahlend, zumal er überzeugt ist, dass Perspektiven für die Zukunft nur in Kenntnis der Geschichte entwickelt werden können. Er hat recht: wer das Buch liest, erwirbt Verständnis für Barmens Entwicklung und erfährt, warum in Barmen vieles so ist, wie es ist.

Barmer Literatur stammt wesentlich aus früherer Zeit. Walter Dietz schrieb „Barmen vor 500 Jahren“ 1966, Viktor P. Sonderland verfasste die „Geschichte von Barmen“ schon 1821. Einen Band mit „Archivbildern“ veröffentlichte Michael Manger 2001 im Sutton-Verlag und ist noch erhältlich. Mit dem neuen Buch „1200 Jahre Barmen“ schließt Hans Joachim de Bruyn-Ouboter eine Arbeitsepoche ab, die ihn zum besten Barmen-Kenner werden ließ. Nicht allein wegen der Geschichtskenntnisse, sondern auch als engagierter Streiter um Erhalt und Rekonstruktion der Schwebebahn, Vorsitzender des „Bergischen Rings“, Vorstandsmitglied im Bergischen Geschichtsverein und Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz. Den Politikern hängt er als ideeller Nachfolger von Dr. Michael Metschies seit über zehn Jahren warnend und mahnend in den Ohren.

Als sich Hans Joachim de Bruyn-Ouboter vor 1994 mit der Geschichte seiner Schule, er ist Lehrer des Gymnasiums Sedanstraße, beschäftigte, wurde das Lehrinstitut quasi über Nacht um Jahrhunderte älter. Seine Wurzeln liegen in der 1579 gegründeten Barmer Amtsschule. Zum 415. Geburtstag legte der Forscher ein 268 Seiten umfassendes Werk unter dem Titel „Schultradition in Barmen“ vor, auf das er aufbauen konnte.  Nächster Meilenstein war 1994 die Herausgabe des Buches „Barmer Südstadt“. Schließlich wurde ein großes Kapitel Barmens südlich der Wupper geschrieben. Ein Stichwort ist die legendäre Barmer Bergbahn, dem die Edition Köndgen, Buchhandlung im Werth, im Sommer zum 50. Stilllegungstag ein eigenes Buch gewidmet hat. In seinem großen Bildband „Wuppertal – die Bergische Metropole“ drückte de Bruyn seine Liebe zur Gesamtstadt aus und arbeitete ihre Schönheiten heraus. 

Die Anwesenheit von fast 150 Gästen zur Buchvorstellung drückte nicht nur die Wertschätzung für den Autoren aus, sondern auch die Verbundenheit zur ehemaligen Textilmetropole und deutschen Großstadt, die nach langsamem Werden zur Stadt (Gemarke) „Goldenen Zeiten“, Krisen, Kriegen und Wiederaufbau unter einem schlechten Image leidet. Geschickt verband der 1947 geborene de Bruyn Freunde, Bekannte und Zeitgenossen mit Mosaiksteinen aus der 1200-jährigen Stadtgeschichte. Kurzweilig verknüpfte er mit einigen Fotos, die nicht alle im Buch zu finden sind, mit Erlebnissen rund um „seine“ Stadt, die vor 80 Jahren Teil Wuppertals wurde. Der Autor zeigt, wieso Barmen einst am Äquator lag. Er erläutert die Bedeutung Kaiser Karls des Großen, der Spuren hinterlassen hat und durch seine Einteilung dafür sorgte, dass ab 800 das bis dahin leere Bergische Land besiedelt wurde, während es auf der linken Rheinseite schon viele Siedlungen gab. Der Lehrer weist Barmern und Elberfeldern ungeachtet aller Streitigkeiten die gemeinsame niederdeutsche Sprachgruppe zu. Einen Bogen spannte er vom 55 Jahre regierenden Kurfürsten Karl Theodor bis zu Napoleons Schwager Joachim Murat, der 1808 die Stadtrechte verlieh. Den 100-minütigen Kaiserbesuch am 24. Oktober 1900 von Oberbarmen (Rittershausen) bis zum Haspel kommentierte er genüsslich. Zum Zweiten Weltkrieg und dem Konzentrationslager Kemna versicherte sich der Autor des Wissens von Norbert Krüger und Michael Okroy. Bemerkenswert: In Barmen regiert das „Nützlichkeitsprinzip“. De Bruyn wörtlich, sich Elberfeld mit meinend: „Und so sieht manches in Barmen auch aus.“ Er engagiert sich seit Jahrzehnten für seine Heimatstadt, kennt die Stadt- und Landesgeschichte so gut wie kaum ein anderer Bürger und, obwohl er selbst nicht im Barmer Erdreich gegraben hat, es ihm gelungen ist, Zusammenhänge zu analysieren und allgemein verständlich zu erklären. Deshalb dienen die 500 Fotos, von Herbert Günther hervorragend bearbeitet, dazu, Interesse zu wecken und Barmen wertschätzen zu lernen. Die spannenden Informationen und Erklärungen sind auch allein lesen- und nachdenkenswert. Jetzt liegt der Beweis vor, dass Barmen besser als sein Ruf ist!  

1200 Jahre Barmen. Die Stadtgeschichte.“ Hans Joachim de Bruyn-Ouboter, 288 reich bebilderte Seiten, Edition Köndgen Wuppertal, ISBN 978-3-939843-10-8, 29,95 Euro.