Home » Neues aus Wuppertal Barmen » 71 Jahre am Dirigentenpult – „Musikalischer Export“ Günter Wand

71 Jahre am Dirigentenpult – „Musikalischer Export“ Günter Wand

(kgc). Günter Wand zählt zu den bekanntesten Wuppertalern, auch wenn in seinem Pass Elberfeld stand, als er am 7. Januar 1912 (2012: 100.
Geburtstag) das Licht der Welt erblickte. Wuppertal gibt es erst seit 1929.
Als er am 14. Februar 2002 gestorben ist, hat er 71 Jahre am Dirigentenpult gestanden. Seine Heimatstadt zeigte ihren Stolz auf den berühmten Sohn 1997 mit der Verleihung des Ehrenrings der Stadt. Am 30. Mai 2010 erhielt das ehemalige Barmer Amtsgericht an der Sedanstraße, heute Gebäude der Abteilung Wuppertal der Hochschule für Musik und Tanz Köln den Namen „Günter-Wand-Haus“.
Stiftung wirkt

Günter Wands verstorbene Witwe Anita errichtete eine Günter-Wand-Stiftung zugunsten der Musikhochschulabteilung Wuppertal, bestimmt für Stipendien, Wettbewerbe, Kurse und Konzerte. Die Höhe der Stiftung noch unbekannt, weil Haus und Grundstück in Ulmiz, im Kanton Fribourg in der Schweiz, noch nicht verkauft sind. Dorthin war die Familie 1974 gezogen. Wand reiste als Gastdirigent durch die Welt.
Stationen
Günter Wand studierte 1930/31 Philosophie, Germanistik und Musikwissenschaft an der Universität Köln. Das Studium Klavier und Komposition an der Akademie der Tonkunst München schloss sich an. 1932 nahm er eine Dirigierverpflichtung am Barmer Opernhaus an und wechselte als Kapellmeister zum Südostpreußischen Landestheater nach Allenstein, wo er 1937 Erster Kapellmeister für Oper und Operette wurde. Nach zweijähriger Station am Lippischen Landestheater Detmold erreichte Wand in Köln seinen musikalischen Höhepunkt. Von 1940 bis 1948 Kapellmeister an der Oper, war Wand bis 1974 Gürzenich-Kapellmeister und Kölner Generalmusikdirektor. Deshalb hat die Rheinmetropole den Platz vor dem Gürzenich nach Günter Wand benannt.
1959 war Günter Wand erster deutscher Dirigent nach dem Zweiten Weltkriege in der Sowjetunion. 1982 bis 1991 war er Chefdirigent des NDR-Sinfonieorchesters in Hamburg. Mit 77 Jahren erlebte er 1989 seine Premiere in den USA.
Heimspiel
Im Rahmen des 105. Niederrheinischen Musikfestes 1950 dirigierte Günter Wand das Kölner Gürzenich-Orchester in der Stadthalle auf dem Johannisberg.
Weitere Gastspiele datieren auf den 26. Januar 1996 und 11. Dezember 1997, als er den Ehrenring verliehen bekam, mit dem NDR-Sinfonieorchester.
Ungewöhnlich
Professor Dr. Joachim Dorfmüller, selbst international anerkannter Musiker und Musikwissenschaftler, ordnet die Verdienste von Günter Wand ein: „Er war mit 71 Dienstjahren am Pult einer der am längsten aktiven großen Dirigenten der Geschichte, davon 34 Jahre in Köln – auch eine ungewöhnlich lange Zeit!
Zeitzeugen und insbesondere Mitglieder der Orchester, mit denen Wand arbeitete, berichten, dass er kein typischer "Pultvirtuose" gewesen sei. Er probte, wie zu hören ist, auch mit höchstprofilierten Orchestern manchmal bis zu fünf Tage an einem Abendprogramm. Besonders als Dirigent der romantischen Sinfonik (Schubert, Bruckner und Brahms) von internationalem Ruf, aber auch der Wiener Klassik, ebenso wie der Moderne (Strawinsky, Messiaen, Ligeti und Bernd Alois Zimmermann) zugewandt, zumindest während seiner Kölner Jahre.“ Auch deshalb wurde er 1987 mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet.